indisches baby mit mutter

Vornamen in anderen Kulturen

Vornamen haben je nach Kultur und Zeitalter unterschiedliche Werte und Symboliken. Sie können erfunden werden oder das Ergebnis von Traditionen sein. Lesen Sie hier wie andere Kulturen Ihre Vornamen aussuchen.

Die Bedeutung, die Phonetik, die Abstammung, die Herkunft, physische Merkmale und sogar der wirtschaftliche Status eines Landes wirken sich in allen Kulturen auf die Wahl der Namen aus. Das Bewusstsein für die Bedeutung des Vornamens eines Kindes ist jedoch unterschiedlich ausgeprägt.

 

In französischsprachigen Ländern und in vielen westlichen Ländern werden vor allem modische oder gut klingende Namen gewählt. Diese Länder legen weniger Rücksicht auf seine Bedeutung und manchmal sogar auf seine Schreibweise.

 

EIN KURZER ÜBERBLICK ÜBER AKTUELLE UND VERGANGENE BRÄUCHE

Bei den Indianern

Bei den Indianern ist der Vorname eng mit der Natur, den Tieren und ihren Besonderheiten, sowie mit den von diesen Völkern wahrgenommenen, übernatürlichen Kräften verbunden.

 

Wie in anderen Kulturen auch, können sich die Vornamen der Personen im Laufe des Lebens verändern. Bei der Geburt kann der Name geheim gehalten werden und sich aus den Qualitäten des geborenen Kindes ergeben. Der Name kann auch symbolisch für ein Ereignis stehen, das sich am Tag der Geburt ereignet hat. Anschließend entwickelt sich der Name mit der Persönlichkeit, die die Person charakterisiert. Die Kaste in die man reingeboren wird oder die man im Laufe seines Lebens erreicht, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der späteren Namenswahl. So erhält ein Mensch beispielsweise einen neuen Namen, wenn er von seiner Familie als Krieger anerkannt wird.

 

Mit der Kolonisierung des Landes der amerikanischen Ureinwohner durch den "weißen Mann" und der Einrichtung von Reservaten, wurden die Vornamen der Indianer im Laufe der Generationen zur besseren Integration "amerikanisiert".

 

In Lateinamerika

In Brasilien gibt es einen starken biblischen Einfluss. Wie auch in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern der Welt, ist "Maria" hier der beliebteste Name. Außerdem gibt es viele kurze Namen, die mit einem "o"-Laut für Jungen und einem "a"-Laut für Mädchen enden. Die Nähe zu den Vereinigten Staaten führt dazu, dass auch diese Namen oft amerikanisiert werden.

Bei einigen Stämmen im Amazonasgebiet ist der Name des Kindes eine Mischung aus dem Namen des Vaters und dem der Mutter: Yann + Emmanuelle = Yannuel oder Yannuelle oder Emmyann...

 

In Asien

Vor allem in Korea erhält ein neugeborenes Kind einen "Milchnamen", den es bei der Einschulung zugunsten eines neuen Namens verliert. Der endgültige Name wird gewählt, wenn die Person erwachsen ist.  In China steht der Vorname nach dem Nachnamen und wird nur selten verbal verwendet. Nur sehr enge Freunde nennen sich gegenseitig beim Vornamen.

Die Wahl des Vornamens ist jedoch sehr wichtig, denn er hat eine Bedeutung für die Eltern. Er trägt einen Sinn oder sogar ein Schicksal in sich. Hier gibt es also keine Liste, wie sie in westlichen Kulturen existiert.

 

Darüber hinaus werden bei der Wahl des Vornamens auch die Stellung des Kindes in der Familie, sowie die semantische, grafische und phonische Dimension berücksichtigt. Auch der Zusammenhang mit den Sinogrammen wird berücksichtigt.

 

Dies kann noch komplizierter werden, wenn die Familie das Horoskop, die bedeutsamen Ereignisse des Geburtstages, die Wünsche der Abstammung oder den Hinweis auf das Familienerbe in Betracht zieht.

Es ist anzumerken, dass China ein sehr geschlossenes und kontrolliertes Land und gleichzeitig ein globaler Wirtschaftsakteur ist. China neigt daher dazu, seine Vornamen zu verwestlichen, um den Handel zu erleichtern. Zur Inspiration verwenden Chinesen auch oft Namen von Dingen, die sie importiert haben, z. B. die Namen von Filmfiguren. 

 

Eine junge Amerikanerin, Lindsay Jerningan, die mehrere Reisen nach China unternommen hat, hat einige surreale Assoziationen festgestellt und eine Website eingerichtet, auf der künftige Eltern und Personen, die ihren Vornamen verwestlichen wollen, mit Hilfe eines kurzen Fragebogens einen solchen Namen finden können.

 

Beau Jessup, eine 19-jährige Britin, ist mit ihrer Anwendung „Special Name“ ebenfalls auf dieser Welle gesurft. Sie schlägt englisch klingende Namen vor, um so allgegenwärtige Namen wie "Rolex Wang" oder "Gandalf Wu" zu vermeiden.

 

In der Mongolei

In der Mongolei, wie auch in anderen Kulturen, können die Eltern die Wahl des Namens ihres Kindes einer wichtigen dörflichen oder religiösen Persönlichkeit überlassen. In den alten Traditionen war es üblich, Jungen männliche Namen zu geben und Mädchen Namen zu wählen, die für Weiblichkeit stehen. Unter dem Einfluss der kommunistischen Ära änderte sich der Brauch ein wenig zugunsten der russischen Namen. Heute kehrt man zur Tradition zurück, dem Namen des Kindes, während einer Familienzeremonie, zwei Adjektive zuzuordnen. 

 

Der Tag, das Wetter, die Ausrichtung der Planeten, die aktuelle Mode oder die wichtigsten Persönlichkeiten des Landes werden ebenso berücksichtigt, wie viele andere Kriterien, die in Wahl des Namens einfließen. Ist die Reaktion der Familienmitglieder positiv, wird die Wahl angenommen, andernfalls muss ein anderer Name vorgeschlagen werden.

afrikanische Familie

In Afrika

Vor allem in Ruanda wird der Name des Kindes erst einige Tage nach der Geburt vergeben, um ihm einen Namen zu geben, der am besten zu ihm passt.

Auf dem afrikanischen Kontinent wird traditionell auch mit dem Geburtsdatum und der Geburtsfolge gerechnet. Zum Beispiel wird am Montag "Koudjo" für Jungen und "Adjo" für Mädchen verwendet. Jungen können in ihrem Leben sogar mehrere Namen haben, vor allem wenn sie in die Pubertät und ins Erwachsenenalter kommen. Auch die Gefühle bei der Ankunft eines neugeborenen Babys können eine Quelle der Inspiration sein. Deshalb sind mit großer Freude "Bijou", "Trésor" oder "Fortuné" erschienen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die koloniale Prägung sehr stark war. Ob es sich nun um Kolonisatoren ("Leopold" in Bezug auf Belgien), importierte Religion ("Marie") oder sogar um neue Modetrends ("Marley", "Jackson") handelt, das Vermischen von verschiedenen Kulturen hat auf beide Kulturen einen großen Einfluss. 

 

 

Gebärdensprache

In der reichhaltigen Gehörlosenkultur wird der gewöhnliche, administrative Name nicht oft verwendet. Die Schreibweise des eigenen Namens ist in der Tat mühsam, weil man jeden Buchstaben mit den Fingern einzeln formen muss.

Die Person hat also einen "signierten" Namen, der sich aus einer Charaktereigenschaft, einer Herkunft, einer Tätigkeit, einem Beruf... kurz gesagt, aus einem bestimmten Merkmal ergibt. Es kann sich auch um ein körperliches Merkmal handeln, das "hörende" Menschen als vulgär oder beleidigend empfinden würden. Tatsache ist, dass es für Gehörlose keinen Spott oder Vulgarität in diesem Sinne gibt. Der Einzelne kann einen bestimmten Namen ablehnen, wenn er mit diesem nicht einverstanden ist.

Die Person kann im Laufe ihres Lebens in der Schule, am Arbeitsplatz usw. mehrere Namen haben.

 

Dieser kurze Überblick ist nur ein kleiner Teil dessen, was wir über unseren Horizont hinaus sehen können.

Oftmals gibt es Ähnlichkeiten zwischen Kulturen, die sehr unterschiedlich sein können. In Asien und Afrika gibt es zum Beispiel die Besonderheit, seine Kinder zu nummerieren. Spuren dieses Brauchs finden sich auch in der Etymologie bestimmter Namen wie "Quentin", was "Quinte“ – also Fünf bedeutet, oder „Oktav“, der für die Nummer Acht steht.

 

Und haben wir Sie inspiriert? Wie wäre es mit einem fremdsprachigen Vornamen aus einer anderen Kultur?